10.03.2003 Heilbronner Stimme


10.03.2003 Heilbronner Stimme


Klauen und polarisieren

von Michaela Adick

Es ist, wie so oft, eine Gewissensfrage: Entweder man mag Perfektionisten oder man mag

sie eben nicht. Gleichgültig jedoch, das lassen sie einen nie. Changes, fünf junge Musiker

aus dem süddeutschen Raum, die jetzt im Jazzclub Cave 61 im K3 Heilbronn gastierten,

sind so ein spezieller Fall. Sie polarisieren. Die Musiker um den uralten

Tenorsaxophonisten Olaf Schönborn, immerhin Jahrgang 1967, machen alles

verdächtig richtig, bieten ein musikalisch hochklassiges Jazz-rock-Post-Bop Erlebnis,

reißen Witzchen und beweisen in der steif-verkrampften Jazzszene rares Showtalent.

Twelve Points, douze points, zwölf Punkte möchte man schon zücken für die

Jazzpreisträger der Stadt Nürnberg. wenn da nicht ein Mini-Hindernis wäre:

Freigespielt, das mögen sich die hochschulgestählten Jungspunde haben. Und raffiniert

bis schamlos bei Granden wie Michael Brecker und Pat Metheny klauen, inklusive

Adaption des 80er Jahre mäßigen pluralistischen Rock-pop-jazz Stilkonzepts.

Für Perfektionismus ohne eigene Formensprache: Zwei Punkte Abzug.