Zwischen Chick Corea und James Brown ...



Zwischen Chick Corea und James Brown
Der Pforzheimer Jazzgitarrist Matthias Hautsch und sein Trio bei den
"Jazzlights" im Ludwigshafener Kulturdepot
Rheinpfalz Ludwigshafen 7.6.2001
Von unserem Mitarbeiter
Rainer Köhl
Mit Konzertauftritten hat sich der Pforzheimer Gitarrist Matthias Hautsch
bislang eher zurückgehalten. Sein Name ist deshalb in der Jazzszene noch
nicht sehr bekannt. Als Theater- und Studiomusiker hat er vorwiegend
gearbeitet - von seiner Klasse als Gitarrist und Livemusiker konnte man sich
nun beim Auftritt seines Trios im Ludwigshafener Kulturdepot in der Reihe
"Jazzlights" überzeugen.

Eigenkompositionen gab es leider keine an diesem Abend, wenngleich Matthias
Hautsch auch solche im Repertoire hat. Was aber den besonderen Stil des
Trios ausmacht, konnte man auch so hören, bei den Hits und Standards aus
Rock, Funk, Jazz und Latin. Rock und Funk als Unplugged-Versionen haben
sicherlich ihren Reiz. Thorsten Steudinger spielte den Kontrabass und
Matthias Hautsch nahm dann häufig mit der akustischen Gitarre vorlieb.
Luftig, sparsam klang in dieser Gestalt eine Nummer der "Red Hot Chilli
Peppers", funkigen Drall und knackig pointierten Rhythmus bekam der Song
auch ohne fette Effekte.

Der klare Klang der akustischen Gitarre ist freilich prädestiniert für eine
flamencogefärbte Komposition wie Chick Coreas "Spain". Mit Tempowechseln und
Beschleunigungen wusste das Trio sehr viel Fahrt in das Stück zu bringen:
vom melodisch Intensiven bis zu der treibenden Kraft flirrender Läufe, von
entspannten Marschabschnitten bis zu stilistisch aufpolierten Funkrhythmen.

Auch für sonniges Latinfeeling hat das Trio sehr übrig, was man bei zwei
Kompositionen von Antonio Carlos Joabim hören konnte. Samba-Seligkeit wusste
Matthias Hautsch immer wieder spannend zu intensivieren, in gelenkigen Soli,
rasanten Temposteigerungen und stilistischen Auslenkungen in die Bereiche
des Funk. Treibender Jazzrock ist gleichfalls eine grundlegende Sprache
dieses Trios. Dann nimmt Hautsch gerne die E-Gitarre zur Hand, kombiniert
Akkordisches mit verwirbelten Single-Note-Läufen in Soli, die mächtig viel
Drall gewinnen. Schöne Sounds holte er aus seiner Telecaster-Gitarre, farbig
glühende Töne und zarte Schwebefelder, bog die Saiten gefühlvoll durch - die
Balladenversion von Totos "Don't stop me now" erhielt dabei eine
anschauliche Wirkung.

Matthias Hautsch verfügt souverän über das gitarristische Inventar eines
Virtuosen. Klanglich raffiniertes Fingertapping, krachig-schwindelerregende
Rocksoli oder hart angerissene Akzente - damit brachte er die Nummern gut in
Fahrt. Mit diversen Effektgeräten wusste der Gitarrist seinem Spiel noch
weitere Farbperspektiven zu eröffnen. Orgel- und andere synthetische Sounds
bereicherten die stilistische Offenheit des Spiels.

Viel Rhythmus ist drin in der Musik des Trios - Schlagzeuger Christoph
Schlumberger wusste den Puls facettenreich percussiv aufzufächern, sehr
behände startete der Bassist Torsten Steudinger - wohlbekannt als Mitglied
der Mannheimer Formation "Changes" - seine flinken, knusprigen Soli. James
Browns "I feel good" unplugged zu hören oder eine geschmeidige
Instrumental-Version von John Lennons "Imagine" - an eigenen Farben und
relaxten Nuancen bot das Matthias Hautsch Trio reichlich. Aber eine eigene
Nummer als stilistische Visitenkarte hat eben gefehlt.