09.07.2004 Pforzheimer Zeitung


Funk, Latin und Jazz gekonnt gemischt-
Matthias Hautsch Quartett mit Astrid Tischmeyer beim Jazz im Schloss Neuenbürg   -
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NEUENBÜRG.Einen Abend, der verzaubert hat, haben die Gäste beim zweiten diesjährigen "Jazz im Schloss Neuenbürg" erlebt. Fusion nennt sich, was das Matthias Hautsch Quartett samt Sängerin Astrid Tischmeyer spielen: eine gediegene Mixtur aus Funk, Pop, Latin und Jazz. Das Programm kündigt das Konzert mit "smooth" an und genau so fühlt es sich an: Butterweich unter die Haut gehende Klangcollagen mit facettenreich arrangierten Stücken, die geradezu dazu einladen, sich zu vergessen und darin zu versinken. Dass der Studio-, Theater- und Live-Musiker dabei immer wieder auf gerne gehörte Klassiker wie diverse Police-Songs und Balladen wie Roberta Flacks "Smoke gets in your Eyes" zurückgreift, stört dabei nicht im Geringsten - im Gegenteil. Bereits die Instrumental-Interpretation des ersten Stückes, ein fast nicht wiederzuerkennender Titel der Red Hot Chili Peppers, gibt Einblicke in die Arbeitsweise des Gitarreros: "Ich hab den Song einmal beim Autofahren im Radio gehört, dann nie wieder", erzählt Hautsch der PZ. Mit kreativem Potenzial verleiht er den Versatzstücken ein ganz andersartiges, eigenes Gepräge. Matthias "Matsche" Hautschs musikalische Sozialisation an der Gitarre begann im Alter von 18 Jahren mit der Luftgitarren-Imitation des 80er-Jahre Hardrockers Van Halen, wie der Straubenhardter Musiker auf seiner Internet-Homepage verrät. Daran erinnert heute nur noch die zottelige Kultfrise, die Hautsch Haupt schon seit Jahren ziert und hinter der er sich beim Spielen immer wieder, völlig in die Musik versunken versteckt. So kennen ihn seine Fans, so schätzen ihn regionale Musikerkollegen. Einigen hat er seine Fingerfertigkeit an schnellen Gitarrenläufen im Unterricht weitervermittelt. Für sie ist er ein Idol. Doch seit Hautsch sein Studio in Bad Herrenalb aufgebaut, die Kult-Bands Cezanne und Get it gegründet, das Nachrichtentechnik-Studium abgeschlossen und Abschlüsse wie an der Musikschule in Wien gemacht hat, ist einige Zeit vergangen. Inzwischen ist er Mitte 30, an CD-Produktionen mit namhaften Künstlern beteiligt und tourt selbst erfolgreich, wahlweise als Trio oder Quartett, bundesweit durch die Lande.Für seine Auftritte lädt Hautsch sich traditionell verschiedene Gastsänger ein, diesmal die bezaubernde Astrid Tischmeyer. "Total stimmgewaltig", sagt Sänger Freddy Puhl anerkennend, der im Publikum weilt. In der Tat: Das Matthias Hautsch Quartett will berühren, emotional anregen - und dies transportiert Tischmeyer bestens. Wenn sie Holly Coles "Cry if you want to", Eva Cassidys "People get Ready" oder Norah Jones´ "Don´t know why" als Zugabe ins Mikro haucht, denkt wohl kaum ein Zuhörer mehr an die Originale. Mit klassischem Jazz hat das weniger zu tun. Dies machen jedoch die beiden Eigenkompositionen Hautschs wieder wett, die mit vielen Jazz- und Funk-Elementen arbeiten. Die anderen Musiker zeigen hierbei ihr Können, indem sie ansprechende Soli spielen: Torsten Steudinger (Bass), Cay Rüdiger (Schlagzeug, Percussion) aus Bad Dürkheim und Michael Quast (Keyboards) aus Schwetzingen, die perfekt zusammenspielen, homogen und geschlossen harmonieren. Hautsch selbst zeigt sich technisch wie stilistisch ausgefeilt, ob an der elektrischen oder an der Akustikgitarre. Aus den warmen, melodiebetonten Stücken heraus sticht ebenso die fetzige Interpretation eines selten gespielten, schwierig geltenden Stückes von Charles Mingus. Alle Instrumen-talisten zeigen, auf welch hohem Niveau sie agieren und improvisieren kxnnen, wenn sie sich ansonsten ins Gefüge der feinen Arrangements einordnen. Spätestens als das Quartett als letzten Titel Joni Mitchells "Big Yellow Taxi" anstimmen, das derzeit die US-Band Counting Crows recht erfolgreich covern, gibt es für das Publikum kein Halten mehr. Viel Jubel und lang anhaltender Beifall provozieren zwei Zugaben als krönenden Abschluss für einen so anregenden wie entspannenden Hörgenuss. Michael Müller-